Frankreich Reiseführer: Die rätselhaften Steine von Carnac

Die rätselhaften Steine von Carnac

Vor mehr als 5000 Jahren, in der Jungsteinzeit, begann ein unbekanntes Volk, mächtige Steine aufzurichten. Man findet sie in vielen Ländern, an vielen Küsten, die meisten in der Bretagne, die Rätselhaftesten um Carnac. In der Fachwelt werden die Steine als Megalithen bezeichnet. Lassen Sie sich verführen, in eine Welt der Steinreihen und –kreise von Menhiren, Dolmen und anderen prähistorischen Sehenswürdigkeiten, die weltberühmt sind, verzaubern von spektakulären sowie mysteriösen Stätten.

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Megalithreihen bei Carnac

Carnac – mehr als 3000 Menhire in der Südbretagne

Carnac, ein kleiner Badeort im Morbihan an der Bucht von Quiberon, liegt an der bretonischen Riviera, an der Atlantikküste der Bretagne im Norden Frankreichs. Sein Name leitet sich von Carn, dem englischen Wort Cairn, Steinhügel, ab. Der Besucher kann hier auf Muschelsuche begeben oder sich in den kleinen Bars des Städtchens verwöhnen lassen. Doch der Ruhm dieser Stadt liegt in erster Linie in der größten Menhir Ansammlung der Welt begründet.

Gelände der Megalithen

Wenn wir nun auf der Avenue des Druides zwei Kilometer landeinwärts gehen, treffen wir auf eine ganz andere Welt, auf eine weite, stille Heidefläche, auf eine Armee von Steinen. Geordnet in Reihen beginnt hier ein Meer von 2935 Menhiren, eines der letzten Geheimnisse europäischer Geschichte. Legenden wurden erzählt, Fragen gestellt und Antworten gesucht. Viele bedeutende Persönlichkeiten beschäftigte das Rätsel dieser Steine, die zwischen den Dörfern Kermario und Le Ménec stehen.

„Wenn man mich nach so vielen Ansichten fragt, welche meine sei, so werde ich eine unwiderlegliche, unabweisbare, unwiderstehliche aussprechen… und diese Ansicht ist: Die Steine von Carnac sind große Steine.“

Gustave Flaubert (1821 – 1880)
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Eins ist sicher, schon Julius Cäsar bestaunte seinerzeit jenes steinerne Heer. Bedauerlicherweise ist nicht überliefert, welche Geschichten ihnen die Gallier über sie erzählten. Sicher ist lediglich, weder die Römer und Gallier noch die Kelten haben diese Steine gesetzt. Fest steht, dass sie gegen Ende der Jungsteinzeit, etwa 3000 Jahre vor Christus aufgestellt wurden. Doch das Volk, welches diese Meisterleistung schuf bleibt unbekannt. Fühlte es sich nicht mehr geborgen inmitten der Natur? Wollten sie die uralten Traum, den Tod zu besiegen, dem Leben Dauer verleihen, verwirklichen. Viele dieser stummen Zeugnisse der Megalithkultur finden sich in Malta, Sardinien und Stonehenge, von allen weiß man, wer sie errichtete, doch die in Carnac bleiben ein Rätsel. So nimmt man an, dass es sich hier um ein seefahrendes Volk handelt, da beinah alle Menhire und Dolmen in Sichtweite zur Küste stehen. Es gibt so große Menhire, die oft über viele Kilometer an ihren heutigen Standort transportiert wurden, welche man noch 20 Kilometer vom Meer entfernt erkennen kann. Es muss ein Volk gewesen sein, welches eine hochentwickelte Sozialstruktur besaß, da es ein hohes Maß an technischer und organisatorischer Leistung bedarf jene Steine aufzurichten.

Während die ersten Steine kaum 60 Zentimeter hoch sind, ragen die größten vier Meter aus der Erde. Die letzten formieren sich zum Cromlech, Kreis genannt, wahrscheinlich ein Kultplatz, auf welchem sich beinah tausend Menschen versammeln konnten. Die drei riesigen Anlagen ziehen sich mit ihren 2935 Steinsetzungen von Südwest nach Nordost über vier Kilometer. Alignements nennen die Franzosen diese Reihen. Könnten es Friedhöfe gewesen sein? Gräber wurden bei den Menhiren gefunden. Ob sie jünger als die Steine sind, werden weitere Forschungen ergeben. Allerdings beweisen Opfergaben, dass die Menhiren ihren Schöpfern heilig waren. Bewiesen ist, dass es sich bei den Dolmen, um Grabkammern handelt. Doch, was auch immer sie jenem unbekannten Volk bedeutet haben mögen, kein Mensch, der sie je gesehen, erlebt hat, kann sich seiner Wirkung kaum entziehen.

Und auch wenn das Christentum diese Steinemale als heidnisch zunächst ablehnte, integrierte sie diese später in ihre Glaubenswelt. So haben sich viele heidnische Vorstellungen und Bräuche bis heute in der Bevölkerung erhalten, wie zum Beispiel das Steine zur Fruchtbarkeit verhelfen.

Le Ménec
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Hier befindet sich die größte Gruppe von dicht beieinander stehenden Menhiren. Der Halbkreis, in welchem die Steine angeordnet sind, wird durch die Häuser der Ortschaft beinah verdeckt. Die 70 Menhire haben eine durchschnittliche Höhe von 1,20 Metern.

Kermario

Die hier befindlichen Dolmen und Menhire werden auf ein Alter von 6000 bis 6500 Jahre geschätzt und dienten höchst wahrscheinlich als Grabstätte.

Schutz der Anlage Carnac: Durch das ständige Betreten war die Erhaltung der Megalithen nicht mehr gesichert. Somit findet der Besucher heute die meisten Anlagen umzäunt, welche den Zauber keineswegs stört. Damit kann sich die natürliche Pflanzenwelt wieder entfalten, was gleichzeitig zur Festigung des Bodens beiträgt. Aus diesem Grund ist das innere des Geländes nur zwischen November und März für den Besucher freigegeben. Informationen stellt das Prähistorische Museum in Carnac zur Verfügung. Seit einem Jahr wird diskutiert, ob die Steine von Carnac zum Weltkulturerbe erklärt werden.

Kleines Lexikon

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Menhir in der Bretagne – Frankreich

Cairn: Steinansammlung um Grabstätten

Cromlech: kreisförmig angeordnete Menhire. Keltisch – Steinkreise.

Dolmen: Hünengräber bestehen aus drei Steinen, zwei in der Erde senkrecht stehende, worauf ein Stein waagerecht liegt. Sie dienten als Grabstätte. Bretonisch – toal-men, Steintisch.

Enceinte: Rechteck oder Kreis aus Menhiren

Megalith: griechisch – mégas-lithos, großer Stein, sind große, oft unbehauenen Steinblöcke, als Einzelsteine aufgestellt wurden. Die westeuropäischen und nordeuropäischen Megalithbauten stammen aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit, 10. Jahrhundert vor Christus), dem Chalkolithikum (Kupfersteinzeit) und der frühen Bronzezeit (3000 vor Christus). Die aufgerichteten Steine der nordeuropäischen Megalithen stammen von den Ablagerungen der Eiszeit (oft Granite oder Gneise). Bis heute konnte man noch nicht genau herausfinden, welchem Zweck sie genau dienten oder wie die Steine transportiert wurden. Wissenschaftler sind sich jedoch einig darüber, dass es sich meist um heilige Stätten handelte. In Europa erfolgte die Errichtung dieser Steinarchitektur kulturunabhängig.

Zur Zeit der Christianisierung wurden die Megalithen der Hand des Teufels zugesprochen. Einige Steine tragen sogar den Teufel in ihrem Namen. Sehr viele wurden im frühen Mittelalter besonders aber zu Beginn der Industrialisierung durch Flurbereinigungen, Landwirtschaft oder dem Kirchen- und Hafenbau zerstört. Heute nimmt man an, dass lediglich 5 Prozent aller Megalithstätten noch erhalten sind.

Menhir: bretonisch – ar-men-hir, langer Stein, wird oft als Hinkelstein bezeichnet. Ein aufrecht stehender Stein.

Steinkreise: so werden runde oder ovale Formationen aus Menhiren genannt, welche auch als Einfriedung von Grabhügeln oder Dolmen dienten. Ihr Zweck ist unklar, vermutet wird, dass sie als Kultstätte dienten, die gebietsweise auch astronomische Berechnungen ermöglichten.

Tumulus: allgemein Grabstätte, eine Anhäufung von Steinen oder Erde.

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Prähistorisches Museum von J. Miln und Z. Le Rouzic

Das Museum zeigt die reichste prähistorische Sammlung der Welt. Es zeichnet die Entwicklung des Menschen in der Bretagne vom Paläolithium (45000 Jahre vor Christi) bis zum Mittelalter nach.

Um 1850 beginnt der Schotte James Miln (1818 – 1881) mit seinen Ausgrabungen rund um den Ort Carnac. Zwanzig Jahre später verpflichtet er das Kind Zacharie Le Rouzic (1864 – 1939) ihm zu helfen, um eine erste Sammlung anzulegen. Als er auf einer Reise nach Glasgow 1881 stirbt, vermacht er diese Sammlung der Stadt Carnac. Sein Bruder Robert lässt einige Jahre später dort ein Museum errichten. Zu dieser Zeit ist auch das Interesse des jungen Le Rouzic soweit vorangeschritten, dass er neben seiner Sammelleidenschaft zum Prähistoriker, Spezialgebiet Region Carnac, aufsteigt. Er wird ebenfalls seine Sammlung nach seinem Tod der Stadt Carnac spenden. So konnte Carnac 1978 dieses Museum eröffnen.

Im Museum selbst ist alles chronologisch und innerhalb der Zeitspannen thematisch geordnet. Es enthält eine reichhaltige und zugleich interessante Sammlung von etwa 6600 ausgegrabenen Gegenständen, angefangen von kleinsten Scherben, Keramik, Werkzeuge bis hin zu Feuersteinen und polierten Äxten. Das Museum versucht das Leben unserer Vorfahren aufzuzeigen, ihre Steinarchitektur und Riten besser zu verstehen. Im Mittelpunkt steht besonders die, noch heute um Carnac zu sehende, Steinarchitektur, die Megalithe und Dolmen. Hierbei wird ein Augenmerk auf den angenommenen Totenkult gelegt.

Für Kinder zwischen 8 und 12 Jahre wurde ein besonderer Rundgang entwickelt, der unter der Leitung von Neo, einer erfundenen Figur, abgehalten wird.

Adresse

Musée de Préhistoire de Carnac
10, Place de la Chapelle
56340 Carnac

Telefon: 02 97 52 22 04

Fax: 02 97 52 64 04

Internet: Musée de Préhistoire de Carnac (franz., teilweise dt.)

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Megalithreihen bei Carnac, Bretagne, Frankreich

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Anreise

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PKW: über die Autobahn A11 – Paris/ Rennes, Abzweig E50 Richtung Lorient-Auray bis zur Abfahrt Carnac. Der Ort befindet sich an der D 781.

Zug: von Paris mit dem TGV nach Auray, im Sommer täglich sechs Mal hin und zurück. Im Winter täglich vier Mal, an den Wochenenden fünf Mal hin und zurück. Stündlich zwischen 8 und 22 Uhr verkehren Linienbusse zwischen Vannes und Quiberon, Halt in Auray am Bahnhof und in Carnac.

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Bus: siehe Zug, zusätzlich halten die Überlandbusse von Auray nach Genf, Lyon, Metz und Strasbourg in Carnac. Die Bushaltestelle befindet sich vor der Touristeninformation, 74 Avenue des Druides.

Zu Fuß:  Das Museum befindet sich direkt neben dem neuen Rathaus (hôtel de ville), Rathaus ausgeschildert. Zum Gelände der Megalithen folgen sie der Avenue des Druides circa zwei Kilometer nach Norden, vom Strand weg.

Öffnungszeiten

April, Mai, Juni und September: 10 Uhr bis 12.30 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr.

Juli und August: 10 Uhr bis 18 Uhr.

Oktober: 10 Uhr bis 12.30 Uhr und 14 Uhr bis 17.30 Uhr

November und März: 14 Uhr bis 17.30 Uhr

Dezember bis Februar geschlossen, nur in den Ferien geöffnet

Geschlossen am 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember und Dienstags (außer Ferienzeit)

Eintrittspreise

Erwachsene: 7 Euro

Kinder: 3 Euro

Studenten, Behinderte, Arbeitslose etc.: 3 Euro

Sonstiges: Zugang für Behinderte

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(Reiner Meutsch – RPR1 Rheinland – Pfälzische Rundfunk)
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3100 Kilometer legte Jan Balster zurück – auf Schusters Rappen, wie man so sagt. Vom Ufer der Elbe bis an den Atlantik, quer durch Westeuropa via Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Irland.
Das Besondere war nicht nur die Art des Reisens, sondern auch die Umstände: Jan Balster hatte keinen Euro in der Tasche.

Sein lebendiger, anschaulicher Bericht aus dem Jahr 1998 über eine ungewöhnliche Entdeckungstour ist mehr als nur Mitteilung über ein Abenteuer. Es ist auch eine überzeugende Einladung, mal über den deutschen Tellerrand zu schauen. Balster ermuntert und ermutigt mit seinem Beispiel, aus dem alltäglichen Trott auszubrechen. Dazu bedarf es keines gefüllten Kontos, sondern nur etwas Mut und Selbstvertrauen. Und Freunde finden sich überall, die einem weiterhelfen.

Der Mann widerlegt zwei Thesen. Erstens, dass man die Taschen voller Geld haben müsse, um die Welt zu entdecken. Und zweitens, dass es Abenteuer nur noch in der Arktis oder in Asien zu erleben gebe. Nein, man kann sie auch im Alten Europa bestehen.

Jan Balster bestätigt aber zugleich auch die These, dass Weltanschauung dadurch entsteht, dass man sich die Welt anschaut und mit Menschen spricht.

Der Mann ist quer durch Westeuropa marschiert. Er traf auf Deutsche, Schweizer, Franzosen, Briten und Iren. Er nächtigte im Straßengraben und auf Campingplätzen, in Obdachlosenasylen und in Jugendherbergen, in Scheunen und in Garagen. Er lebte vom Banjo-Spielen und vom Betteln, er verdiente sich Geld als Fahrradkurier in London und bei Gelegenheitsarbeiten. Er traf auf Hilfe und harte Zurückweisung, auf Zustimmung und auf Ablehnung.

Balster hat alles aufgeschrieben. Ohne Kommentar. Und zeigt, wie nah sich Menschen auf unserem Kontinent sind – und wie fern. Jan Balster kam klüger nach Hause, als er es zuvor war.

Der Leser ist es nach der Lektüre auch.

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