Übernachtung im Freien – Camping, Lager & Zelte (Teil 1)

Reisevorbereitung – Ausrüstung

Übernachtung im Freien – Camping, Lager & Zelt

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Zelte bieten sich als ideale Unterkunft an, um uns vor den wichtigsten Umwelteinflüssen, Regen und Schnee, Hitze und Kälte, sogar von bestimmten Tieren und ungebetenen Zuschauern aus der Nachbarschaft etc. zu schützen. Es ist gut von einem zum anderen Ort transportierbar und kann beinah überall aufgebaut werden.

Inzwischen ist das Camping wieder in die Mode gekommen, zwar weniger mit Rucksack und Zelt, vielmehr reizt das Unterwegssein mit dem Campingwagen, im Caravan. Dieser Trend hat bedauerlicherweise auch einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung von Campingzubehör und Campingplätze, jedoch weniger auf die Qualität derselben. Zudem haben sich auch die Nutzer (in ihrem Verhalten, ihren Ansprüchen und ihrer Abgrenzung zu anderen Campingfreunden) stark verändert. Letzteres sollte jeder Camper mit sich selbst regeln.

In diesem Beitrag geht es also nicht um die eigene persönliche Entwicklung im Bezug auf das Camping, sondern vielmehr, wie campe ich richtig, ohne die zu bereisende Umgebung, unsere Umwelt und andere Menschen mit unserer Anwesenheit zu belasten. Wie finde ich einen richtigen Lagerplatz? Welches Zelt ist für meine Zwecke geeignet? Was gibt es beim Zeltaufbau zu beachten? Wie verlasse ich meinen Lagerplatz? Gibt es bei der Hygiene etwas zu beachten? Was geschieht mit meinem Abfall? Und was ist Biwak?

Welches Zelt ist für mich geeignet?

Ein Kauf will gut überlegt sein, damit unser Backpacking-, Flashpacking– oder Outdoor-Erlebnis nicht zur Tortur wird. Schließlich wollen wir die Natur nicht nur hautnah erleben, vielmehr auch entspannt nach Hause zurückkehren. Bevor wir uns für ein Zelt entscheiden, sollten wir eine klare Vorstellung über den Nutzungszweck haben. Wie viele Personen sollen untergebracht werden? Welches Gewicht möchte ich tragen? Habe ich bestimmte Witterungsbedingungen im Einsatzort zu erwarten? Welchen Komfort erwarte ich? Welchen Platzbedarf habe ich beim Transport des Zeltes zur Verfügung?

Welche Zeltformen gibt es?

Um die Sache nicht zu verkomplizieren, beschränken wir uns auf die geläufigsten Zeltformen, welche für alle Aktivitäten geeignet sind. Das wären: Firstzelt, Pyramidenzelt, Kuppelzelt (Dom) und Tunnelzelt (Tonnenzelt). Jeder Zelttyp bietet verschieden große Nutzflächen, sind unterschiedlich windstabil, schnell und leicht (Wurfzelte), mal schwer, mit mehreren Personen (große Familienzelte, Partyzelte) aufzubauen. Selbst Spezialzelte wie Autodachzelte, Duschzelte, Partyzelte etc. können einer dieser Zeltformen zugeordnet werden.

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Firstzelte (bei amazon ansehen) haben meist zwei Mittelstäbe, die durch einen Längsfirst verbunden sind. Darüber wird die Plane gelegt und mit Heringen gespannt. Firstzelte zeichnen sich durch eine gute Stabilität aus. Als Nachteil kann der geteilte Eingang angesehen werden.

Pyramidenzelte haben einen Mittelstab, der oft Höhenverstellbar ist. Das Zelt wird um den Mittelstab gespannt. Sie sind geräumiger als die Firstzelte, dafür werden sie mit zunehmender Höhe des Mittelstabes unstabiler. Der Aufbau kann bei größeren Modellen nicht mehr mit einer Person bewerkstelligt werden.

Kuppelzelte (Dom) sind selbsttragend. Das bedeutet, dass sie in windstillen Gebieten auch ohne Abspannschnüre aufgestellt werden können, ohne gleich davonzufliegen. Dazu müssen die Stäbe in entsprechende Kanäle eingeführt und gebogen werden. Danach erhält man einen freien Boden ohne störenden Mittelträger für gute Bewegungsfreiheit im Zelt. Kuppelzelte (bei amazon ansehen) werden in verschiedenen Grundrissen geliefert, quadratisch, rechteckig, oval und sechseckig.

Tunnelzelte (Tonnenzelte – bei amazon ansehen) erhalten ihre Form durch zwei bis je nach Länge viele Bögen, die mit Zeltheringen abgespannt werden. Zur langen Seite sind diese Zelte windanfälliger. Tunnelzelte bieten eine gute Kombination aus Gewicht und Komfort im Zelt zwischen Firstzelten und Kuppelzelten.

Einwandige oder Doppelwandige Zelte?

Einwandige Zelte gehören zu den billigen Zelten. Sie sind sehr leicht im Transport und nehmen sehr wenig Raum im verpackten Zustand ein. Zum Übernachten würde ich sie nur in heimischen Gefilden für eine Nacht ohne Regen nutzen. Die Kondenswasserbildung ist enorm. Zudem wird auch alles andere nass, sobald Sie die Zeltinnenwand berühren.

Doppelwandige Zelte verringern die Kondeswasserbildung stark. Sehr gut verarbeite Zelte können das Kondenswasser sogar aus dem Innenzelt komplett fern halten.

Kondenswasser können wir kaum vermeiden. Es entsteht schon durch Abgabe von Schweiß, Atemluft und oder feuchte Kleidung. Durch die Wärmeentwicklung und Zugluft im Zelt entsteht Wasserdampf, der sich an der Zeltinnenseite zurück in Wasserperlen verwandelt und abläuft. Doppeldachzelte der höheren Preisklassen können dieses Problem nahezu aufheben. Das ventilierende Innenzelt lässt den Wasserdampf durch seine feinen Poren in den Zwischenraum Innenzelt und Außenzelt entweichen. Am Außenzelt bilden sich dann wieder die Wasserperlen, welche, bedingt durch die Schräge der Zeltwände, zum Boden hin ablaufen. Atmungsaktive Thermozelte bieten hier den besten Schutz. Sie sind wesentlich windbeständiger und halten die Wäre länger im Zelt. Achten Sie beim Kauf auf jeden Fall auf gute Belüftungsmöglichkeiten an Ihrem Zelt.

Aus welchem Material soll das Zelt gefertigt sein?

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Nicht nur der Zelttyp ist für eine Kaufentscheidung wichtig, auch die Wahl des richtigen Materials und dessen Verarbeitung ist entscheidend. Je hochwertiger das Material und je besser das Zelt verarbeitet ist, desto teurer wird es. Der Zeltstoff beeinflusst nicht nur den Preis, sondern auch das Gewicht des Zeltes. Polyester, Polyamid (Nylon), Baumwolle und Silikon?

Das Außenzelt und der Zeltboden sollten wasserfest sein, UV-Strahlen längere Zeit standhalten und reißfest sein. Der Zeltboden sollte zudem wannenartig hochgezogen sein. Hier kann auch Nylon verarbeitet werden, da dessen Dehnungseigenschaften am Boden kaum zum Tragen kommen. Außenzelt und Boden sollten gut gegen Hitze und Kälte gewappnet sein. Alles kann man natürlich nicht haben. Hier sollte sich der Reisende überlegen, ob er eher in kalte oder heiße Regionen, in trockene oder regenreiche Gebiete reisen möchte. Eine gute Kombination der Eigenschaften ergibt sich aus Polyester.

Nylon dehnt sich bei Nässe stark und steht auch mit den UV-Strahlen nicht auf dem besten Fuß. Polyester ist dagegen reißfester und dehnt sich bei Nässe nicht aus, gleichzeitig besitzt es eine sehr gute Wiederstandkraft gegen Sonneneinstrahlung. Zudem trocknet es nach dem Regen wesentlich schneller. Ebenfalls sind beide Materialien feuerresistent. Nylon brennt mit kleiner Flamme und erlischt in aller Regel selbst, Polyester hingegen schmilzt.

Innenzelte müssen atmungsaktiv sein. Dies ist vor allem wegen der Kondenswasserbildung sehr wichtig. Hier würde sich am besten Baumwolle anbieten, leider sind sie zu schwer und trocknen nach Wasseraufnahme sehr langsam. Die besten Erfahrungen habe ich mit einem Mischgewebe aus Polyester und Baumwolle gemacht. Das Innenzelt ist noch leicht genug (schwerer als ein reines Polyesterinnenzelt, der Baumwollanteil nimmt Feuchtigkeit auf), und es verfügt über gute Ventilierungseigenschaften. Durch diese Kombination wird eine gute Luftdurchlässigkeit und guter Feuchtigkeitstransport gewährleistet. Ebenso ist bei den Innenzelten auf Moskitonetze (bei bergfreunde ansehen) zu achten. Auch die Belüftungsklappen sollten mit diesen Netzen ausgerüstet sein. Gegebenenfalls ist eine Nachrüstung angebracht.

Welche Beschichtung braucht ein Zelt?

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Eine Beschichtung des Außenzeltes und der Zeltbodens ist ratsam, sie erhöht neben der Reisfestigkeit und UV-Resistenz auch die Stabilität des Stoffes. Die günstigste Beschichtung ist PVC. Allerdings ist PVC kaum flexible und löst sich schneller vom Gewebe ab. Es löst sich vom Gewebe schnell ab. Daher sollten Zelte mit dieser Beschichtung lediglich für den einmaligen Urlaub genutzt werden. Für eine Dauernutzung des Zeltes ist Silikon und oder Polyurethan (Kunstharz) vorzuziehen. Silikon ist eher bei Reisen in wärmere Region vorzuziehen, da es nicht so Kältebeständig ist, dafür aber reißfester ist und eine bessere UV-Beständigkeit besitzt als Kunstharze. Diese wiederum punkten eher bei Frost und großen Temperaturschwankungen.

Wasserabweisend oder Wasserdicht?

Bei einigen Herstellern ist nicht klar, ob ihr Produkt wasserabweisen oder wasserdicht ist. Wasserabweisend ist nicht wasserdicht. Dies ist bei einem guten Händler oder Hersteller in Erfahrung zu bringen. Auf Dauer bieten nur hochwertige, gut verarbeitete, demnach auch nicht ganz preisgünstige Zelte einen guten zuverlässigen Regenschutz. Eine gute Imprägnierung wird durch verschiedene Beschichtungen des Zeltes zum Beispiel durch Nylon mit Polyurethan (Kunstharze) erreicht. Es gibt aber auch Silikonbehandlungen oder Akrylbeschichtungen. Zum Nachimprägnieren gibt es verschiedene Sprays. Meiner Meinung nach ist es auf Dauer günstiger, sich eher für ein gut verarbeitetes, demnach teureres Zelt zu entscheiden. Hier spart man sich bei einer Nutzungsdauer ab fünf Jahren (ca. 6 Wochen pro Jahr) und guter Pflege Ihres Zeltes das Imprägnierungsspray (bei amazon ansehen). Persönlich habe ich meine beiden Zelte noch nie imprägniert, und sie sind immer noch voll in Funktion.

Tipp: Kurzzeitige Imprägnierung von kleineren Rissen ist durch flüssig gemachtes Wachs auf die entsprechende(n) Stelle(n) zu erreichen. Ein mehrtägiger Halt ist dadurch nicht zu erreichen, die dünne Wachsschicht ist mindestens nach jedem neuen Zeltaufbau zu erneuern.

Aufhängung, Befestigung und das Gestänge im Zelt?

Aufhängung, Befestigung und das Gestänge im Zelt sind für den Aufbau und den Halt des Zeltes besonders wichtig. Nichts ist schlimmer als bei windigem Dauerregen zuerst das Innenzelt aufbauen und dann das Außenzelt überzuwerfen zu müssen. Dann ist das Innenzelt nass, die Kleidung klamm und alles trocknet extrem langsam, vor allem wenn es mehrere Tage am Stück regnet.

Daher ist es günstig sich für ein Zeltmodell zu entscheiden, wo das Außenzelt zuerst aufgebaut wird und Sie dann in Ruhe das Innenzelt einhängen können. Hier erweist es sich als Vorteil, wenn das Innenzelt lediglich 2/3 der Größe des Außenzeltes besitzt. Bei dieser Art an Aufbau achten Sie nur darauf, nicht an den Innenseiten des Außenzeltes anzufassen, denn diese Flächen werden sofort wasserdurchlässig.

Beim Gestänge gibt es zwei Materialien: Aluminium und Fiberglas. Die reinen Aluminiumgestänge erfüllen zwar ihren Zweck, werden aber nur in Einzelteilen angeboten, weshalb die Gummihülsen zu Zusammenstecken der einzelnen Stäbe leicht verloren gehen können. Ich bevorzuge die Variante aus Fiberstäben mit einem fest verbundenen Aluminiumschacht und Gummizug zwischen den einzelnen Gliedern. Diese Bauart hat nur den Nachteil, dass sie beim Einführen in den Zeltkanal oft auseinandergehen. Bei entsprechender Übung lässt sich damit gut umgehen.

Zusätzlich werfen wir noch einen Blick auf die Kanäle für die Zeltstangen, dort gibt es den geschlossenen (ein Kanal) und unterbrochenen Kanal (mehrerer längere Schlaufen zum Halten der Zeltstangen). Hierbei ist der geschlossene Kanal zu bevorzugen. Dies weiß man besonders dann zu schätzen, wenn man bei Kälte und oder Regen das Zelt aufbauen möchte.

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»Zu Fuß von Dresden nach Dublin« – 3100 Kilometer ohne Geld durch Europa (2. Auflage)

2. Auflage – Mai 2021 – 2. Auflage – ISBN: 978-3-7534-0206-2 – 408 Seiten – 103 s/w Fotografien – 13,90 Euro

»Dein Buch ›Zu Fuß von Dresden nach Dublin‹ kann man nur wärmstens empfehlen …«

(Reiner Meutsch – RPR1 Rheinland – Pfälzische Rundfunk)
»Zu Fuß von Dresden nach Dublin« - 3100 Kilometer ohne Geld durch Europa
»Zu Fuß von Dresden nach Dublin« – 3100 Kilometer ohne Geld durch Europa (2. Auflage)

3100 Kilometer legte Jan Balster zurück – auf Schusters Rappen, wie man so sagt. Vom Ufer der Elbe bis an den Atlantik, quer durch Westeuropa via Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Irland.
Das Besondere war nicht nur die Art des Reisens, sondern auch die Umstände: Jan Balster hatte keinen Euro in der Tasche.

Sein lebendiger, anschaulicher Bericht aus dem Jahr 1998 über eine ungewöhnliche Entdeckungstour ist mehr als nur Mitteilung über ein Abenteuer. Es ist auch eine überzeugende Einladung, mal über den deutschen Tellerrand zu schauen. Balster ermuntert und ermutigt mit seinem Beispiel, aus dem alltäglichen Trott auszubrechen. Dazu bedarf es keines gefüllten Kontos, sondern nur etwas Mut und Selbstvertrauen. Und Freunde finden sich überall, die einem weiterhelfen.

Der Mann widerlegt zwei Thesen. Erstens, dass man die Taschen voller Geld haben müsse, um die Welt zu entdecken. Und zweitens, dass es Abenteuer nur noch in der Arktis oder in Asien zu erleben gebe. Nein, man kann sie auch im Alten Europa bestehen.

Jan Balster bestätigt aber zugleich auch die These, dass Weltanschauung dadurch entsteht, dass man sich die Welt anschaut und mit Menschen spricht.

Der Mann ist quer durch Westeuropa marschiert. Er traf auf Deutsche, Schweizer, Franzosen, Briten und Iren. Er nächtigte im Straßengraben und auf Campingplätzen, in Obdachlosenasylen und in Jugendherbergen, in Scheunen und in Garagen. Er lebte vom Banjo-Spielen und vom Betteln, er verdiente sich Geld als Fahrradkurier in London und bei Gelegenheitsarbeiten. Er traf auf Hilfe und harte Zurückweisung, auf Zustimmung und auf Ablehnung.

Balster hat alles aufgeschrieben. Ohne Kommentar. Und zeigt, wie nah sich Menschen auf unserem Kontinent sind – und wie fern. Jan Balster kam klüger nach Hause, als er es zuvor war.

Der Leser ist es nach der Lektüre auch.


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