Place du Parvis – Notre Dame
Das Zentrum Frankreichs, der Nullkilometer, Crypte Archeologique und Memorial de la Deportation
Das Westportal der Kathedrale Notre-Dame ist wahrscheinlich von jedem Paris-Besucher wenigstens einmal fotografiert worden. Notre-Dame, der Inbegriff der französischen Gotik, erhebt sich auf der Ile de la Cite, mitten in Paris. Und auf dem Place du Parvis, direkt vor dem Westportal wurde eine Messingplatte in den Boden eingelassen. Sie, der Nullkilometer, von welchem alle Entfernungen Frankreichs gemessen werden, weist den Place du Parvis vor dem Eingangsportal Notre-Dames als symbolisches Zentrum aus, ein geschichtsträchtiger Ort, von architektonischer Vielfalt: Crypte Archeologique und Memorial de la Deportation.
Weil die Ile de la Cite leicht zu verteidigen war, errichteten bereits die Parisii, ein gallisches Fischer- und Jägervolk, ihre Holzhütten. Als die Römer später die Gallier besiegt hatten, nahmen sie die Insel in Besitz. Die Siedlung breitete sich nun auch am linken Seine-Ufer aus. Erst viel später siedelten sich die ersten Menschen am anderen Ufer der Seine an. Die Kirchen auf der Insel wurden größer und wuchtiger.
Victor Hugo (1802 – 1885) bezeichnete die Altstadtinsel: „wie ein großes Schiff, das sich der Stromrichtung nach im Schlamm festgefahren hat und nun gescheitert beinahe mitten in der Seine liegt.“ Auf ihr erhebt sich ein geschichtsträchtiges Bauwerk, die Kathedrale Notre-Dames. Und auch er, Victor Hugo war es, der 1831 mit seinem Roman: „Der Glöckner von Notre Dame“ (bei amazon ansehen) eine regelrechte Begeisterung für die französische Mutterkirche auslöste, welche die Kathedrale vor dem weiteren Verfall bewahren konnte.
Andererseits ist Notre-Dame auch das Werk von Eugene Viollet-le-Duc (1814-1879) Frankreichs Oberrestaurator. Ihm gebührt vor allem der Verdienst, die Kathedrale vor dem Verfall gerettet zu haben, obgleich bei diesen Restaurierungsarbeiten viele Details erfunden wurden, weil er seine eigenen Vorstellungen von einer gotischen Formensprache hatte.
Um den Place du Parvis
Ob bei Tag oder Nacht, der Vorplatz von Notre-Dame ist immer gefüllt. Mehr als 20 Millionen Menschen betreten jährlich dieses Stück Paris und mehr als die Hälfte davon, über 10 Millionen Touristen besuchen jährlich die Kathedrale Notre-Dame. Und während sie auf die Hauptfassade, welche wie ein steinerner Vorhang wirkt, blicken, befindet sich zu ihren Füßen eine Bronzeplatte. Sie markiert den ideellen Mittelpunkt der Grande Nation, von welchem aus alle Entfernungen der Nationalstrassen nach Paris gemessen werden.
An der südlichen Ecke des Platzes steht das Denkmal Kaiser Karls des Großen. Es mag sein, dass bei seinem Anblick so manchem bewusst wird, dass die Geschichte Deutschlands und Frankreichs, über Jahrhunderte durch Kriege beschattet, doch aus gemeinsamen Wurzeln entspringt.
Doch um den Place du Parvis gibt es noch eine Reihe anderer Sehenswürdigkeiten, deren Besichtigung lohnenswert sind:
Crypte Archeologique
Der Eingang zum archäologischen Zentrum an der Westseite des Platzes ist leicht zu übersehen. Er befindet sich bei den Treppen zur Tiefgarage, dort gelangt der Besucher zu der über 100 Meter langen Ausgrabungsstätte. Zwischen 1965 und 1972 entdeckte man bei archäologischen Ausgrabungen einige Grundmauern des antiken Paris.
Zu bewundern sind neben den, aus der galloromanischen Epoche stammenden, Häuser auch die Fundamente der merowingischen Kathedrale Saint-Etienne aus dem 6. Jahrhundert, sowie mehrerer mittelalterlicher Bauten. Man entdeckte Teile der spätgotischen Stadtmauer und dass es schon damals eine Fußbodenheizung gab. Drei Räume konnten hypokaustisch geheizt werden.
Adresse: Archäologische Krypta der Ile de la Cité, Platz Jean-Paul II 7, Parvis Notre-Dame, 75004 Paris, Tel. : 01 55 42 50 10, Fax: 01 43 29 30 55
Öffnungszeiten: täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr
Eintritt: Erwachsene 8 Euro, Kinder 6 Euro, mit Paris Museumspass kostenlos
Informationen: Crypte Archeologique in Paris (franz., engl., span.)
Tipp: für Kinder aufbereitet, mehr Informationen, bzw. Bildungshilfen finden Sie auf der Seite der Kindermuseen in Paris.
Memorial de la Deportation
Vom Place du Parivis, rechts vorbei an der Kathedrale Notre-Dame, gelangt man an die östlichste Spitze der Ile de la Cite. Dort befindet sich seit 1962, das von Henri Pingusson angelegte Memorial de la Deportation. Es erinnert an die rund 200000 Franzosen, welche von den Nazis in die Konzentrationslager verschleppt und umgebracht worden. Am Eingang kann der Besucher die Aufschrift: „Pardonne – n’oublie jamais“ – „Verzeih, aber vergiss niemals“ lesen.
Öffnungszeiten: immer
Eintritt: frei
weitere Informationen auf den Seiten der Touristeninformation von Paris
Marche aux Fleurs
Noch im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf der Ile de la Cite dutzende Geschäfte, Händler in den Straßen. Heute ist lediglich der Marche aux Fleurs, ein bunter Blumenmarkt, dem sich sonntags ein Vogelmarkt anschließt, geblieben, am Place Louis Lépine, nahe der Metrostation Cite.
Quai aux Freurs Nr. 9-11
Ein wenig kann der Besucher den Charme vergangener Zeiten noch im Nordosten der Kathedrale erleben. Dort befinden sich die letzten Gassen der Insel mit einigen altertümlichen Häusern. Am Quai aux Fleurs Nr. 9-11 lernte Abelard einst seine Heloise kennen. Eine Liebe mit unglücklichem Ausgang, da der Onkel Mädchens, der Domherr Fulbert, den berühmten Theologen entmannen ließ, worauf die Liebenden ins Kloster gingen. Die Gräber, des sicher berühmtesten Liebespaares von Paris, befinden sich auf dem Friedhof Pere-Lachaise.
Musee de Notre-Dame
Vom Chor der Kathedrale aus, gelangt man in die Schatzkammer, in welcher eine ansehnliche Sammlung von Devotionalien und religiösen Kultgegenständen zu bestaunen ist.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9.30 bis 18 Uhr, Samstag von 9.30 bis 18.30 Uhr, Sonntag von 13.30 bis 18.30 Uhr, an religiösen Feiertagen geschlossen
Eintritt: 2,50 Euro, ermäßigt: 1,50 Euro.
Kathedrale Notre-Dame
Geschichte:
Drei Kirchen, Teile des alten Krankenhauses und einige Wohnhäuser mussten diesem, für die damalige Zeit gewaltigen Bau weichen. Somit sind vor dessen Grundsteinlegung im Jahre 1163 umfangreiche städtebauliche Planungen vorausgegangen. Sein Initiator war der hochgebildete Theologe der Erzbischof Maurice de Sully, der damit die Kirche reformieren wollte. Allerdings zeigt sich im Aufwand des Bauwerkes ein unübersehbarer Widerspruch. Bescheidenheit der Kirche sollte sie ausdrücken, doch zeigt sich, dass neben dem Bischof noch andere Personenkreise die Planung der Kathedrale beeinflussten. In erster Linie sei der König zu nennen, der dem Bischof lehnspflichtig war. Der Bau ist somit auch ein Ausdruck, der erstarkenden monarchischen Zentralgewalt zu sehen. Andererseits beteiligten sich auch Bürger, vor allem aus reichen Zünften, die hier eine Selbstdarstellung suchten.
Finanzielle Engpässe waren also ausgeschlossen, zumal andere Bauprojekte in Paris zum Erliegen kamen. Somit konnte bereits 20 Jahre später, 1182, der Chor, welcher die gleichen Ausmaße besitzt wie das Langhaus, geweiht und für den Kult freigegeben werden. 1196 verstarb Sully. Er vererbte dem Bau 100 Pfund für dessen Bleiverdachung, was bedeutet, dass die Wände des Langhauses bereits errichtet sein mussten. Anfang des 13. Jahrhunderts wuchs die Westfassade empor und gegen 1220 war das Gebäude im Wesentlichen fertig gestellt.
Doch die Kathedrale sollte weiterhin Baustelle bleiben. Im geografischen Umfeld der Ile de France entstanden neue, schmuckere, gotischen Kathedralen, so durfte die Königskirche in einem Fall nachstehen. Ab 1220 wurde die Hochschiffwand im Inneren auf den neusten Stand gebracht. Kurz darauf folgte der Ausbau der Kapellen zwischen den Strebebögen. Dadurch wurde eine Verlängerung des Querschiffarme notwendig. Die Architekten wechselten, starben über dem Projekt hinweg. Und endlich im Jahre 1300 konnte Notre-Dame endlich beendet werden. Der frühgotische Kirchenbau fand mit Notre-Dame seine Vollendung.
Erst Ende des 17. Jahrhunderts ließ Ludwig der XIV. zur Geburt des Stammhalters den Altar durch einen barocken Hochaltar ersetzen. Weitere barocke Verunklärungen, besonders im Ostteil folgten. 1793 wurde Notre-Dame, im Zuge der Revolution stark beschädigt. Besonders der Skulpturenschmuck an der Westfassade wurde dabei vernichtet. Robespierre (1758- 1794) vereitelte den Abriss der Kirche, die 1802 dem Kult zurück gegeben wurde. Zwei Jahre später krönte sich Napoleon hier selbst zum Kaiser.
Der Zustand des Bauwerkes verschlechterte sich zusehends. Um 1840 bestand Einsturzgefahr. 1844 begannen Viollet-le-Duc (1814 – 1879) und sein Architekt Lassus (1807 – 1857) mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten. Diese zogen sich beinah 20 Jahre hin und so kam es erst 1866 zur Neuweihe der Kathedrale.
Und heute ergeht es Notre-Dame wie den meisten Bauten aus vergangenen Jahrhunderten, sie müssen ständig restauriert werden.
Westfassade:
Ein langer entwicklungsgeschichtlicher Weg war vorausgegangen, bis sich im 12. Jahrhundert der Typus Dreiportalanlage durchsetzte. Im unteren Teil öffnen sich die tief abgestuften Portale, wobei das mittlere geringfügig erhöht ist. Die Königsgalerie darüber bildet den Abschluss der ersten Stufe. Das Geschoss darüber beherrscht ein großes Rosenfenster. Die beiden links und rechts errichteten Zwillingsfenster tragen im Wesentlichen zum Gesamtbild der Vorderfront bei. Zuoberst erheben sich die beiden Türme.
Tipp: Ein eindrucksvoller Abschluss der Besichtigung der Kathedrale ist der Aufstieg zum Nordturm. Über die 386 Stufen gelangt der Besucher zur Aussichtsplattform und kann von dort einen hübschen Blick über die Stadt, Türmchen und Wasserspeier erleben. Und vielleicht schwelgt er dabei ein wenig in der Quasimodo-Nostalgie.
Der Innenraum:
Dem Besucher vermittelt der Innenraum einen erhabenen Eindruck europäischer Architektur, der sich selbst bei strahlendem Sonnenschein in gedämpftem Halbdunkel präsentiert. Es wurde ein kolossales Bauwerk erschaffen, 127 m Länge, 48 m Breite und 35 m Höhe. Notre-Dame ist kein Vertreter der Hochgotik sondern bildet vielmehr die Vollendung der frühen Gotik.
Der Chor ist ungewöhnlich tief und bildet somit die selben Ausmaße wie das Langhaus. Da die Seitenschiffe als Umgänge um das Chorhaupt gezogen sind, entstand ein doppelter Chorgang. Hierbei verdeutlichen die glatten Säulenschäfte die frühe Gotik. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das sechsteilige Rippengewölbe.
Einige Besonderheiten: Das Fenster an der Nordseite besitzt eine Höhe von fünf Metern, der Rosenkranz selbst einen Durchmesser von 13 Metern. Der Aufbau basiert auf der Zahl acht und steht für die Erde und die sieben Planeten. Im Zentrum des Achterpasses erkennt man die Mutter Gottes. Im schmalen Fensterring, wo die Farben Rot, Grün und Gelb dominieren, erscheinen die Darstellungen alttestamentarischer Personen, die Propheten, die Könige aus Juda und weitere Könige und Hohepriester.
Die Unterteilung der Südrose basiert auf der Zahl zwölf. Hier erscheint Christus im Mittelpunkt als Weltenrichter umgeben von den Aposteln. In den Medaillonkreisen sind Engel dargestellt.
Die Madonnenstatue am südöstlichen Vierungspfeiler stammt aus dem 19. Jahrhundert. Zu den Seiten des Hochaltars stehen die Statuen Ludwig XIII. und Ludwig des XIV. Sie verdeutlichen noch einmal die Barockisierung der Kathedrale.
Adresse: Cathédrale Notre-Dame de Paris, 6 Parvis Notre-Dame – Place Jean-Paul II, 75004 Paris, Tel.: 01 42 34 56 10 zwischen 8 und 18 Uhr
Öffnungszeiten: täglich von 7.45 bis 18.45 Uhr, Samstag und Sonntag von 8 bis 19.45 Uhr
Anfahrt: Metrostation: Cite oder St. Michel
Informationen: Notre-Dame de Paris (franz., engl., span., russ.)
Eintritt: frei, Sakristei 5 Euro
Sonstiges: Der Turm der Kathedrale ist von 9 bis 20 Uhr im Sommer und von 10 bis 17.30 Uhr im Winter geöffnet. Jeden Sonntag um 17 Uhr finden kostenlose Orgelkonzerte statt. Eintritt: 8,50 Euro, von Oktober bis März ist der Eintritt am 1. Sonntag des Monats frei.
Tipp: morgens ist die Kathedrale am hellsten und noch nicht so überfüllt. Im Sommer finden sonntags (außer Fastenzeit) um 16.30 Uhr Orgelkonzerte statt. Opernkonzerte beginnen donnerstags und samstags um 21.15 Uhr.
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»Zu Fuß von Dresden nach Dublin« – 3100 Kilometer ohne Geld durch Europa (2. Auflage)
2. Auflage – Mai 2021 – 2. Auflage – ISBN: 978-3-7534-0206-2 – 408 Seiten – 103 s/w Fotografien – 13,90 Euro
»Dein Buch ›Zu Fuß von Dresden nach Dublin‹ kann man nur wärmstens empfehlen …«
(Reiner Meutsch – RPR1 Rheinland – Pfälzische Rundfunk)
3100 Kilometer legte Jan Balster zurück – auf Schusters Rappen, wie man so sagt. Vom Ufer der Elbe bis an den Atlantik, quer durch Westeuropa via Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Irland.
Das Besondere war nicht nur die Art des Reisens, sondern auch die Umstände: Jan Balster hatte keinen Euro in der Tasche.
Sein lebendiger, anschaulicher Bericht aus dem Jahr 1998 über eine ungewöhnliche Entdeckungstour ist mehr als nur Mitteilung über ein Abenteuer. Es ist auch eine überzeugende Einladung, mal über den deutschen Tellerrand zu schauen. Balster ermuntert und ermutigt mit seinem Beispiel, aus dem alltäglichen Trott auszubrechen. Dazu bedarf es keines gefüllten Kontos, sondern nur etwas Mut und Selbstvertrauen. Und Freunde finden sich überall, die einem weiterhelfen.
Der Mann widerlegt zwei Thesen. Erstens, dass man die Taschen voller Geld haben müsse, um die Welt zu entdecken. Und zweitens, dass es Abenteuer nur noch in der Arktis oder in Asien zu erleben gebe. Nein, man kann sie auch im Alten Europa bestehen.
Jan Balster bestätigt aber zugleich auch die These, dass Weltanschauung dadurch entsteht, dass man sich die Welt anschaut und mit Menschen spricht.
Der Mann ist quer durch Westeuropa marschiert. Er traf auf Deutsche, Schweizer, Franzosen, Briten und Iren. Er nächtigte im Straßengraben und auf Campingplätzen, in Obdachlosenasylen und in Jugendherbergen, in Scheunen und in Garagen. Er lebte vom Banjo-Spielen und vom Betteln, er verdiente sich Geld als Fahrradkurier in London und bei Gelegenheitsarbeiten. Er traf auf Hilfe und harte Zurückweisung, auf Zustimmung und auf Ablehnung.
Balster hat alles aufgeschrieben. Ohne Kommentar. Und zeigt, wie nah sich Menschen auf unserem Kontinent sind – und wie fern. Jan Balster kam klüger nach Hause, als er es zuvor war.
Der Leser ist es nach der Lektüre auch.
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