Hoi An – Ein UNESCO Weltkulturerbe
Ein Museumsdorf mit Tempeln, Pagoden, Bootstouren und Märkten in Vietnam
Circa 30 km südlich von Da Nang, am Südufer des Thu Bon Flusses (viet. Sông Thu Bồn) liegt Hoi An (viet. Hội An). Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gehörte die Stadt zu den führenden Häfen Südostasiens, gelegen an der Seidenstraße. Sie wurde in einem Atemzug mit Malakka und Macau genannt. Hier ließen sich vor allem chinesische und japanische Kaufleute nieder und gründeten ihre Handelsniederlassungen. Zahlreiche Dschunken aus Kanton und Nagasaki legten ebenso an wie Segelschiffe aus Lissabon, Liverpool und Amsterdam.
Heute haben die romantischen Gassen, eine idyllische Lage, friedliche und intime Atmosphäre und vor allem die freundlichen Menschen, Hoi An bald zum populärsten Reiseziel in Vietnam werden lassen. In restaurierten Häusern finden sich Cafés, Gästehäuser, Souvenirshops, Schneider und Galerien, Kunst, Seide, Pizza und Fassbier. Für alles ist gesorgt.
Tipp: Wer früh am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, aufsteht und durch die noch leeren, stillen Gassen flaniert, erlebt ein Bild aus vergangenen Jahrhunderten. Ebenso die Umgebung, wenn sich der Besucher im Hotel ein Fahrrad mietet. Hoi An ist hübsch, Reisfelder, Flüsse, Lagunen und Strände. Vieles ist ursprünglich, selbst im nahen Umkreis der Stadt.
Geschichte:
Funde aus Bronze und Keramik belegen, das hier bereits vor 2500 Jahren Menschen lebten. Zwischen dem 2. und 10. Jahrhundert befand sich in Hoi An der Haupthafen der Cham, die als Seefahrer und Piraten die umliegenden Meere unsicher machten. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts kamen erste Händler und Kaufleute in die kleine Siedlung und brachten es zu erstem Reichtum.
Bereits 1535 gründeten die Portugiesen, mit einer Genehmigung des Nguyen-Fürsten von Hue, ihre erste Handelsniederlassung im Südchinesischen Meer. Dem Ruf der portugiesischen Kriegsmaschinerie folgten Spekulanten aus China, Japan und Java, um Zimt, Zucker, Pfeffer und Edelhölzer, Korallen und Rohseide zu tauschen. Beinahe 100 Jahre waren die Portugiesen die einzigen Europäer in Faifo, wie Hoi An damals hieß, ehe die Holländer, Britten und Franzosen ihre ersten Vertretungen errichteten. Zu dieser Zeit begannen die Chinesen und Japaner die Geschäfte im Ort zu kontrollieren. Aufgrund der Wintermonsune aus Nordosten konnten allerdings die Dschunken aus China und Japan Hoi An nur im Frühjahr erreichen und mussten es mit Hilfe des Sommermonsun aus Südwesten wieder verlassen. Deshalb entschlossen sich viele, ganzjährige Niederlassungen aufzubauen. So entstand auf der einen Seite des Thu Bon Flusses ein chinesisches und der anderen ein japanisches Viertel, welches lediglich durch eine überdachte Brücke verbunden ist. Es entwickelte sich ein blühender Handel, der bald auch Handwerk und Kunstgewerbe hervorbrachte. Als 1637 das japanische Kaiserreich jeglichen Kontakt mit dem Ausland verbot, kehrten die meisten Japaner in ihre Heimat zurück.
Zu dieser Zeit sahen sich die Nguyen Fürsten veranlasst die Verbreitung des Christentums zu verbieten, weil mit den Handelsschiffen auch viele Missionare nach Vietnam kamen. 1780, während der Tay-Son-Revolte, wurde die Stadt größtenteils zerstört, allerdings binnen weniger Jahre wieder aufgebaut. Noch ein Jahrhundert lang sollte die Stadt ihre Blüten tragen, bis sie immer weiter an Bedeutung verlor. Und schließlich 1930 den Todesstoß, durch die nach Da Nang führende Eisenbahnlinie, bekam. Die Franzosen hatten die Herrschaft übernommen und die immer größer werdenden Schiffe brauchten einen neuen Hafen. Heute erstarkt Hoi An durch die Entdeckung des Tourismus erneut.
Sehenswertes:
Auch wenn die meisten Häuser Hoi Ans heute aus dem 19. Jahrhundert stammen, so deuten ihre Strukturen doch weit ins 16. Jahrhundert zurück. Symbolismen und Holzschnitzereien, deren Innenleben, die wieder die wichtigsten Elemente im chinesischen Leben enthalten: Ahnenverehrung, Geschäft und Familienleben. Wobei die genaue Reihenfolge streng eingehalten wird.
Quan Thang Haus: 77 Tran Phu. Eines der schönsten und ältesten Häuser der Stadt.
Phung Hung Haus: 4 Nguyen Thi Minh Khai, nahe der japanischen Brücke. In diesem Haus verbinden sich, wie in beinah allen Häusern Hoi Ans, chinesische, japanische und vietnamesische Stilelemente miteinander zu einer Einheit. 80 Säulen aus Ebenholz und ein Marmorfundament. Als Besonderheit seien dem Besucher, die gedrechselten Fensterläden und der Ahnenaltar im Obergeschoss zu empfehlen. Leider ist das gesamte Haus, welches seit acht Generationen von einer Familie bewohnt wird, zu einem Souvenirshop umfunktioniert worden.
Kapelle der Tran Familie: 21 Phan Chu Trinh. Seit 1994 ist auch der Andachtsraum für Besucher wieder eröffnet. Hier leben, die vor ca. 300 Jahren aus China eingewanderten, Nachfahren der Familie Tran. Sie verehren hier ihre Ahnen, unter denen sich ein hochgestellter Mandarin, der unter Kaiser Minh Mang diente, befindet.
Diep Dong Nguyen Haus: 80 Nguyen Thai Hoc. Das Handelshaus diente einst als Kontor für chinesische Medizin und Heilkräuterkunst. Im ersten Stock ist eine sehr wertvolle Antiquitätensammlung: Möbel, Porzellan, Keramik zu besichtigen.
Japanische Brücke: Am Ende Tran Phu. Sie verbindet das chinesische mit dem japanischen Viertel. Die Brücke wurde 1593 im Jahr des Affen begonnen und zwei Jahre später im Jahr des Hundes beendet. Als Symbol wurden an der einen Seite zwei Affen (japanische Seite) und an der anderen zwei Hunde aufgestellt.
Die Pagode Cau (viet. Chùa Cầu) an der Nordseite der Brücke wurde erst später gebaut und ist dem Dämonenvertreiber Tran Vu gewidmet.
Tempel und Pagoden: Als im 16. Jahrhundert chinesische Kaufleute und Händler immer öfter in Hoi An weilten, bauten sie Pagoden und Versammlungshallen. Hier hielten sie regelmäßig Rat, sprachen über Dinge des Handels und verehrten gemeinsam ihre Schutzgötter und Ahnen. Jede der ursprünglich fünf Gemeinden von Hoi An hatte, entsprechend seiner Provinz, aus der die Menschen stammten, eine eigene Versammlungshalle errichtet: Phuoc Kein (Fukien oder Fujian), Quang Dong (Kanton), Hai Nam (Insel Hainan), Trieu Chau und Gia Ung.
Chua Ba: Tran Phu 46. Die 1773 gegründete Versammlungshalle, ist der Patronin der Seefahrer Thien Hau gewidmet, ohne deren Hilfe, so glaubten die Bewohner, wären sie und ihre Waren schutzlos der See ausgeliefert. Gleich an der Pforte sind ihre beiden Helfer Thien Ly Nhan, mit dem grünen Gesicht kann 1000 Meilen sehen und Thuan Phong Nhi, mit dem roten Gesicht kann 1000 Meilen hören. Sollte den Seefahrern Gefahr drohen, so sagt die Überlieferung, melden es die beiden Helfer der Schutzgöttin, die sofort auf einer Wolke schwebend den Seefahrern, Fischern etc. zu Hilfe eilt. Die Rückfront der Chua ist besonders dekorativ mit chinesischen Schriftzeichen bemalt. Gut zu sehen von der Phan Chu Trinh 30 – 35.
Hoi Quan Phuoc Kein: Kaum ein paar Meter von der Chua Ba entfernt, befindet sich eine weitere Versammlungshalle der Fukien Gemeinde. Auch sie ist Thien Hau geweiht, lediglich reichhaltiger eingerichtet. Über den offenen Innenhof gelangt der Besucher in den Raum der chinesischen Lebensphilosophie: Ahnenverehrung – am Hauptaltar gedenkt man den sechs Ahnenvätern, Wohlstand – zur linken Seite des Altars Tan Tai, dem Gott des Wohlstandes und Kindersegen – zur rechten Seite stehen die drei Frauen, die den Fortbestand der Familie sichern.
Mieu Ong – mit Museum zur Geschichte der Stadt Hoi An: 7 Nguyen Hue. Dieser Tempel, 1653 gegründet, im chinesischen Stil ist dem General der drei Königreiche (3. Jahrhundert) Quan Cong gewidmet. Dahinter schließt sich die vietnamesische Pagode, errichtet zu Ehren der Göttin Quan Am, an. Sie beherbergt das Museum zu Stadtgeschichte Hoi Ans. Ein lohnenswertes Erlebnis, obgleich die Exponate etwas willkürlich ausgewählt sind.
Hoi Quan Quang Dong: 176 Tran Phu, einige Meter vor der japanischen Brücke. Eine Versammlungshalle, gegründet von einer, der aus dem Kanton stammenden Gemeinde. 1786 erbaut. Hier verehrt man ebenfalls den General der drei Königreiche.
backpacking Reiseinformationen:
Bootstouren auf dem Thu Bon Fluss:
Eine Attraktion Hoi Ans ist sein lebendiger Markt, Cho Hoi An, und die sich anschließenden Fischstände zur Uferstraße Bach Dang hin. In den vergangen zehn Jahren hat sich hier viel getan, die Bach Dang ist zu einer Promenade aufgestiegen mit Dutzenden Cafés und Restaurants. Von hier aus starten die Boote entlang des Flusses Thu Bon. Ein Ruderboot kostet 60000 Dong für eine Stunde und ein Motorboot 120000 Dong. Ebenso kann der Besucher von hier aus eine Tagestour zur 20 Kilometer entfernten Cham Insel unternehmen, ca. 120000 Dong pro Fahrtstrecke. Leider arten viele Bootstouren zu Kaffeefahrten aus. Hier wird oft angeblich antike Keramik verkauft, die dem Besucher bei der Ausreise aus Vietnam vom Zoll wieder abgenommen werden.
Vietnam Reisen:
Einkaufen:
Markt Tran Phu Street: zahlreiche Stände mit Angeboten zu Früchten, Gemüse, Geflügel bis Fisch, auch Korbwaren und Heilkräuter.
Le Loi Street: Straße der Schneider, über Nacht fertigen diese Kleider, Hosen etc. zu moderaten Preisen.
Tipp zum Seidenkauf: „Vietnamese silk“ steht für Kunststoff, „Thai silk“ für echte Rohseide. Am besten verbrennt man einen Rohfaden, wenn er schmilzt, so hat man Kunststoff erwischt, wenn er riecht wie verbranntes Haar, ist es Seide.
Feste: Hoi An Legendary Night – findet am Vorabend des Vollmondes (14. Tag des Mondkalenders) statt. Traditionelle Schausteller bevölkern die Gassen. Am Abend steigen Lampions zum Himmel auf. Alles umrahmt mit vietnamesischer Volksmusik.
Beste Reisezeit:
Zwischen Oktober und November kommt es zu heftigen Überschwemmungen, bedingt durch die Regenzeit. Auch zu dieser Zeit kann Hoi An besucht werden, lediglich werden die Strassen zu dieser Zeit mit Booten befahren.
Eintrittsgebühren: Büro: Hoi An Tourist, 12 Phan Chu Trinh (geöffnet täglich von 9 bis 17.30 Uhr) und im Hoi An Museum, 7 Nguyen Hue. Jede Besichtigung kostet 40000 Dong. Wer fünf Museen, Häuser, Tempel oder Pagoden besichtigen möchte, kann ein Sammelticket für 130000 Dong erwerben. Hierbei kostet dann der Eintritt ab jedem weiteren Besuch 20000 Dong.
Der Kurs für 22800 Dong liegt 2017 bei 1 Dollar.
Anreise:
Hoi An befindet sich ca. 30 km südlich von Da Nang und ist über die N 538 zu erreichen. Vom Flughafen mit dem Taxi ca. 40 min kostet es ca. 280000 Dong. Mit dem Stadtbus vom Bahnhof Da Nang bis Busbahnhof Hoi An (74 Huynh Thuc Khang, ca. 1 km westlich des Zentrums) gelangt man in ca. 50 min für 30000 Dong. An der N 538 befinden sich zwei weitere Attraktionen: der chinesische Strand und die Marmorberge. Der Bus hält dort an der Hauptstraße.
Flüge nach Vietnam:
*Alle Preisangabe auf meinen Internetseiten sind Richtwerte und ohne Gewähr
weitere Reiseinformationen zu Vietnam:
- Vietnam – backpacking Reiseführer mit der Eisenbahn durch Vietnam
- Vietnam Visum, Einreisebestimmungen etc.
- Reportagen aus Vietnam (Reisereportagen)
- flashpacking, backpacking Packliste mit Bus und Bahn, Schiff und Flugzeug, zum Trampen etc.
Reiseführer Vietnam:
- Vietnam, Stefan Loose Travel Handbücher, Dumont Reiseverlag, 24,99 Euro, 2018, 6. Auflage (seit der 5. Auflage beim Dumont Verlag, gab es vorher schon beim Stefan Loose Verlag) wie gewohnt gibt es fundierende Reiseinformationen, der Spezialist für Reisen nach Südostasien. (bei amazon ansehen)
- W.-E. Bühler, H. Kothmann; Vietnam, Reise-Know-How Verlag, 24,90 Euro, 2018, 13. Auflage, (bei amazon ansehen) erweist sich dem Stefan Loose Travel Handbuch als ebenbürtig.
- M. Heyder, Kultur Schock Vietnam, Reise-Know-How Verlag, 14,90 Euro, 2007, 9. Auflage, dient der Ergänzung zum Reiseführer, um ein wenig mehr über Land und Leute zu erfahren. (bei amazonansehen)
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Vietnam – Reportagen aus dem Land der Drachen und Feen
Oktober 2017 – ISBN: 978-3-7448-1106-4 – 136 Seiten – 27 s/w Fotos – 7,99 Euro
Vietnam, das kleine China im Süden, das ist eine mehr als tausendjährige Geschichte des Kampfes um seine Freiheit. Vietnam ist eine Entdeckungsreise, extrem lang gezogen und gebirgig von den Landesgrenzen Kambodschas und Laos bis zum Südchinesischen Meer. Dazwischen liegt ein ehrgeiziges Land. Ein Volk der Drachen und Feen, wie sich die Vietnamesen gern sehen. Ein Volk mit scheinbar unerschöpflichem Fleiß ausgestattet, aufbegehrend gegen ihre Besatzer, zugleich anschmiegend an ihre Invasoren.
Der Autor nimmt den Leser mit in das Wechselspiel zwischen Ahnenkult, Sozialismus und Globalisierung. Er taucht ein in das harte Leben der Reisbauern, deren Jugend nach westlichen Werten strebt, genießt die herzliche Gemeinschaft des Dorflebens und unternimmt eine Zugreise von Hanoi nach Saigon im Wiedervereinigungs-Express. Er besucht eine der schillerndsten und ungewöhnlichsten Religionsgemeinschaften der Welt, die Cao Ðài, spricht mit Studenten und Professoren, Reisbauern und einer caodaistischen Seherin.
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