Russland Reiseführer: Burjatien – Lamakloster Iwolginsk

Russland Reiseführer: Burjatien – Lamakloster Iwolginsk in Sibirien

Russland Lamakloster Iwolginsk
Russland Lamakloster Iwolginsk

Das Lama-Kloster Iwolginsk (Иволгинский дацан «Хамбын Хурэ») ist sicher eines der interessantesten, wenn nicht gar das Interessanteste, Kloster des Buddhismus. Dieses hat gleich zwei Besonderheiten, welche es in keinem anderen buddhistischen Kloster der Welt gibt: Einen Leichnam eines Lamas, der seit 1927 keine Spur einer Verwesung zeigt und Mönche, die verheiratet sind und Kinder haben.

Das Lamakloster Iwolginsk

Nachdem in den 30iger Jahren auf Geheiß Stalins alle Klöster in der damaligen Sowjetunion geschlossen oder abgerissen worden sind, konnte 1945 mit dem Segen Stalins das Kloster Iwolginsk, knapp 35 Kilometer südlich von Ulan-Udé gelegen, neu gegründet werden. Lange Zeit war es das einzige funktionierende Buddhistische Kloster auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion. Heute ist es wieder ein Zentrum der buddhistischen Philosophie und der tibetischen Medizin in der Russischen Föderation.

Haupttempel: ist der dreiäugigen Göttin Lchamo geweiht und wurde 1946 fertiggestellt. Nach einem Brand von 1972 wieder erneuert. Er ist der farbenprächtigste unter allen Tempeln auf dem Gelände. Er wird von Löwen- und Drachenfiguren bewacht.

Neben- / Haupttempel: der zweite große Tempel, ebenfalls 1946 errichtet, befindet sich schräg links hinter dem Haupttempel. Als der Haupttempel durch eine Brand zerstört wurde, übernahm er die Funktion dieses Gebäudes. Heute ist er das älteste noch erhaltene Bauwerk der gesamten Anlage und erfüllt die Aufgaben eines Nebentempels. (kein Zutritt für Besucher)

Daschi-Dorscho Etigelow Tempel: erbaut zwischen 2005 und 2007

Russland Lamakloster Iwolginsk Schule
Russland Lamakloster Iwolginsk Schule

Universität: 1991 gegründet und seit 2005 offiziell als Hochschule anerkannt. Hier unterrichten Lehrer aus Indien, Tibet und der Mongolei in den traditionellen Fächern – Philosophie,  Astrologie  und Medizin. Seit 2005 werden auch andere Fächer wie Informatik und Fremdsprachen gelehrt. Jedes Jahr werden 100 Studenten, nach einem großen Auswahlverfahren, in die Universität aufgenommen. (Besuch nach Voranmeldung am Eingang (Seitentor) gestattet. Während des Unterrichts ist ein Besuch nicht möglich.)

Bibliothek: bestückt mit alten Schriften und einer Sammlung burjatischer, buddhistischer Kunst. Zusätzlich werden hier alle Geschenke aus Indien, Japan, China und Tibet gelagert. (Unter Voranmeldung einer Führung am Seitentor zu besichtigen.)

Museum: für burjatische und buddhistische Kunst und Geschichte.

Russland Lamakloster Iwolginsk Gebetsmühlen
Russland Lamakloster Iwolginsk Gebetsmühlen

Gebetsmühlen: oft bemalte Metalltrommeln, gelegentlich aus Holz. Sie werden im Uhrzeigersinn gedreht, in einer bestimmten, je nach Gebet gedreht. Sie symbolisieren die kreisförmige Bewegung des Weltenrades.

Stupa: Weiße Bauten, oft auf einem quadratischen Fundament mit stufenförmigen Aufbau. Oberhalb mit einem halb kugelförmigen nach oben hin spitzem Aufsatz. Sie dienen als Aufbewahrungsort für Buddhas oder berühmter Anhänger des Glaubens. Ihr Aufbau steht als Symbol des Kosmos mit den fünf Elementen. Gleichzeitig steht sie für den Weg des Menschen zur Erleuchtung.

Andere Gebäude: im hinteren Bereich der Anlage befinden sich die Wohnhäuser der Mönche, der Eleven (Studenten) und der Familien der verheirateten Mönche. Ebenfalls finden sich dort noch drei Gebetshäuser und ein Wohnhaus für Gäste des Klosters.

Außerhalb: Auf dem Buswendeplatz vor dem Seitentor, dem Haupteingang zum Kloster, befindet sich ein kleines Café, um eine Kleinigkeit zu essen und drei Stände, an welchen Souvenirs verkauft werden.


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Russland Lamakloster Iwolginsk Stupa
Russland Lamakloster Iwolginsk Stupa

Buddhistische Feste / Feste im Kloster

Es gibt derer viele Feste im Jahr. Ein Außenstehender möge meine, wenn er sich den Festkalender betrachtet, im Kloster herrsche das ganze Jahr Partystimmung. Dem ist nicht so, deshalb einige wichtige Feste, diejenigen welche mit prächtigen Zeremonien begangen werden. Prinzipiell sind respektvolle Zuschauer nicht grundsätzlich verboten, dennoch ist die Besucherzahl der Nichtgläubigen beschränkt.

Hinweis: Es nützt nichts, sich als Gläubiger auszugeben, wenn sie den Ablauf und die Regeln nicht im Detail kennen. Es führt nur dazu von der Zeremonie gänzlich ausgeschlossen und als Ruhestörer deklariert zu werden.

Alle Feste richten sich nach dem Mondkalender, wobei der Tierkalender mit seinem 60-jährigen Zyklus eine Rolle spielt, der bis 1924 in der Mongolei und Burjatien mit leichten Abweichungen vom chinesischen Gültigkeit hatte.

Januar / Februar: Sgaalgan Fest, das Neujahrsfest, das Fest des weißen Mondes. Ursprünglich das schamanistische Neujahrsfest Burjatiens. Es findet am 1. Tag des 1. Monats des Mondkalenders statt.

Februar: Dugschuba Fest

Februar: Baldan Lchamo Fest, einen Tag später als das Dugschuba Fest

Februar: Sagalgan Fest, am Tag nach dem Baldan Lchamo Fest

Februar / März: Monlam Tschnmo Fest, gleich im Anschluss an das Sagalgan Fest. Die Feierlichkeiten dauern 14 Tage.

Mai: Duinchor Chural Fest

Juni: Dontschod Chural Fest

25. Juli: Tag des Dalai Lama IV.

August:  Maidari Chural Fest, am 4. Tag der sechsten Mondphase. Die Verehrung der Gottheit Maidari rund ums Klostergelände.

November / Dezember: Lchabab Duisen Chural Fest

Das Kloster, deren Mönche, besonders die Verheirateten, sehr zugängig sind, zeigt ein interessantes Stück Geschichte, Leben des Lamaismus und der Lehren der Tibetischen Medizin.

Verhalten im Kloster:

Russland Lamakloster Iwolginsk
Russland Lamakloster Iwolginsk

Elementare Grundlagen: man bewege sich immer im Uhrzeigersinn. Dies gilt auch für das Gelände innerhalb des Klosters. Ebenso werden die Stupas im Uhrzeigersinn umrundet. An den Gebetsmühlen wird nur im Uhrzeigersinn gedreht. Am besten der Besucher dreht nicht daran, da sich eine Falsche Reihenfolge, selbst wenn im Uhrzeigersinn gedreht wird, arg auf das Gemüt der Mönche niederschlägt.

Öffnungszeiten:

täglich von 8 – 17 Uhr, Eintritt kostenlos. Fotoerlaubnis 500 Rubel für ein Foto innerhalb des Tempels, 1000 Rubel für zwei Fotos. Fotoerlaubnis für Außenaufnahmen pauschal 250 Rubel, ausgenommen die Unterkünfte der Mönche mit ihren Familien. Es werden gern Touristengruppen von Mönchen durch die Anlage geführt, danach wird eine Spende “erwartet”. Hierfür seien abhängig von der bereits erworbenen Fotoerlaubnis 50 bis 300 Rubel angemessen.

Unterkünfte in Ulan-Udé:

Russland Lamakloster Iwolginsk Souvenirstände
Russland Lamakloster Iwolginsk Souvenirstände

Hotel Geser, uliza Ranschurowa 11, über die große Fußgängerbrücke des Bahnhofes gelangt man ins Zentrum, vom Bahnhof in 10 min zu Fuß zu erreichen, sehr angenehmes Haus, freundlich und hilfsbereit, Einzelzimmer ab 2100 Rubel, Doppelzimmer 750 Rubel beides inklusiv Frühstück. Im Hotel, in der untersten Etage, befindet sich der Tourenanbieter BaikalTour, dort wird auch deutsch gesprochen (alle anderen Anbieter nur Russisch und ein klein wenig Englisch), bedauerlicherweise unfreundlich und unkooperativ zu ihren überhöhten Preisen. Selbst bei fließendem Russisch, verstehen sie nur: Sie wollen bei uns buchen. Informationen zum Hotel

Hotel  Baikal Plaza, uliza Jerbanowa 12, Blick auf den Platz der Räte, im Zentrum, wunderbares Flair, freundliches und hilfsbereites Personal, inzwischen sind alle Zimmer renoviert, Einzelzimmer ab 3500 Rubel, Doppelzimmer ab 4200 Rubel beides inklusive Frühstück. Auch dieses Hotel hat einen Tourenanbieter im Haus. Nur Russisch, zuvorkommend und faire Preise für Ausflüge zum Kloster Iwolginsk und zum Freilichtmuseum. Informationen zum Hotel

Anreise:

Russland Lamakloster Iwolginsk Eingangsportal
Russland Lamakloster Iwolginsk Eingangsportal

Die Anreise erfolgt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur über die Hauptstadt Burjatiens. Ulan-Udé selbst ist über die Transsibirische Eisenbahn verbunden.

Bus: Busbahnhof, uliza Bansarowa, Ecke uliza Lenina: von hier fahren alle Busse zum Kloster Iwolginsk. Täglich 3 x Linienbus Nr. 130: Montag bis Freitag 7 und 16 Uhr, Samstag und Sonntag zusätzlich 12 Uhr, fährt bis zum Ort Iwolginsk, circa 5 bis 6 km vom Kloster entfernt, von dort zu Fuß oder mit dem Privattaxi zum Kloster. Einzelfahrt 100 Rubel, 20 Rubel bis nach Iwolginsk plus Fahrpreis für das Privattaxi (Verhandlungspreis) Mehr als 80 Rubel sollte man nicht zahlen. Zum Vergleich für 80 Rubel muss eine Verkäuferin im Kaufhaus in Ulan-Udé eine Woche arbeiten.

Linientaxi: 104 nach Koljanovo hält direkt am Kloster, von Ulan-Udé: 7.20 und 12.20 Uhr, Einzelfahrt 22 Rubel, ab Kloster zurück nach Ulan-Udé: 8.45 und 13.45 Uhr.

Auto: nur über Ulan-Udé zu erreichen. Von Ulan-Udé, südlich die Stadt Richtung Gusinoosjorsk und Tarbagatai verlassen. (die Hauptstraße kommt von Irkutsk, Selenginsk) Nach circa fünf Kilometern biegt eine Straße nach Gusinoosjorsk und Iwolginsk ab (angezeigt), geradeaus geht es nach Saratowka und Tarbagatai weiter. Kurz vor Iwolginsk biegt die Straße zum Kloster rechts ab, ausgeschildert. Von da aus, sind es noch drei Kilometer. Das Kloster ist von der Hauptstraße nicht gut zu erkennen, nur wenn man weiß, wohin man sehen muss, kann man das bunte Eingangsportal wahrnehmen.


Russland Reisen


»Sibirien« – Reportagen aus Russland, dem Land der Sagen

Sibirien - Reportagen aus Russland, dem Land der Sagen
Sibirien – Reportagen aus Russland, dem Land der Sagen

November 2013 – ISBN: 978-3-7322-8689-8 – 120 Seiten – 41 s/w Fotos – 9,99 Euro

Wir kennen Kolumbus. Doch wissen wir etwas über Jermak, den Entdecker Sibiriens. Dabei ist dieser Landstrich größer als Amerika.

Ab nach Sibirien, da ist es kalt: undurchdringlicher Urwald, eintönige Tundra, Dauerfrostböden, der Kältepol. Klischees über Klischees, Legenden und Sagen durchziehen unser Wissen, nähren unsere Ahnung. Doch Sibirien heißt, wenn man es aus der Sprache der alten Nomadenvölker übersetzt, nichts weiter als schlafende Erde.

Wagen wir den Weg, benutzen wir die Schneise, welche uns die Transsibirischen Eisenbahn nach Osten vorgibt, bis in den letzten Winkel. Begleiten wir Eisenbahner der Fernostbahn, stoßen wir zu den Wölfen im Baikal-Lena-Naturreservat vor und tauchen ein in die Religion des Lamaismus im Kloster Ivolginsk.

Entdecken wir Sibirien. Es ist warm, schön, herrlich wie am ersten Tag.


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